Der Pfad der Katze: 5 Dinge, die wir uns von Katzen abschauen sollten

Eine Katze müsste man sein, denk ich mir letztens, als ich nach einem langen Spaziergang und mit schmerzenden Fußsohlen auf der Couch hocke und J. dabei beobachte, wie er hingebungsvoll den Bauch der Samtpfote krault. Der Eifersucht folgt Neid und dann die Feststellung, dass unsere Katzen es unverschämt gut haben. Bis sich die Erkenntnis einstellt, dass die Katzen eigentlich auch wahnsinnig viel gut machen. Direkt nachahmenswert, wenn ich es mir jetzt so recht überlege. Die beiden Fellbündel sind ja quasi pelzige Quellen der Weisheit, stelle ich plötzlich begeistert fest.

„Sag, was hältst du davon, wenn ich die ‚Weisheit der Katzen‘ in einem Blogbeitrag festhalte?“, frag ich J. enthusiastisch, der mittlerweile nicht mehr ins Fell der Katze sondern in seine Fachlektüre vertieft ist. „Gut“, schaut er kurz zu mir hoch. Okay, nicht gerade der Grad an Begeisterung den ich erhofft habe, aber zumindest so viel an Zustimmung, dass meine eigene Begeisterung nicht flöten gegangen ist. Ich bleibe also dran, beschließe ich.

Was man sich von Katzen abschauen sollte. Hm, da fallen mir ja gleich zig Dinge ein. Worauf soll ich den Fokus legen? Womit soll ich anfangen?, überlege ich, bis ich eine plötzliche Eingebung habe: Ich lasse die Katzen entscheiden! Ich werde sie beobachten und sie werden mir zeigen, was das Nachahmenswerteste an ihnen ist.

Okay, sich mit Hingabe an speziellen Körperstellen zu lecken ist vielleicht doch nicht ganz das, was ich im Sinn hatte, wird mir kurz darauf klar. Ich muss wohl anders an die Sache herangehen. Es folgt eine Phase des Grübelns, weitere Beobachtungen und der Austausch mit Gleichgesinnten. Und schließlich hab ich sie beisammen, die Essenz unserer Katzen Weisheit:

1. Schlafen wie ein Meister

Die Hauptbeschäftigung unserer Katzen: Schlafen. Und zwar eeeewig lange. Schon klar, Katzen haben auch ein größeres Schlafbedürfnis als wir Menschen und 15 Stunden wären vermutlich sogar mir zu viel. Dennoch: Wir sollten den Stellenwert überdenken, den wir dem Schlafen einräumen. Zahlreiche Studien belegen, wie wichtig ausreichend Schlaf für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit ist. Wem das als Argument noch nicht reicht: Zu wenig Schlaf macht auch beeinflussbarer, risikofreudiger oder schränkt unsere Entscheidungsfähigkeit ein, um nur einige Beispiele zu nennen. Wie wär’s also damit, einfach mal einen auf Samtpfote zu machen und ab jetzt eine Stunde früher unter die kuschelige Decke zu schlüpfen?

2. Erst Dehnen, Strecken, Räkeln

Kommt bei unseren Katzen unmittelbar nach dem Schlafen oder Herumliegen und ist nicht nur vom Standpunkt der eifrigen Turnlehrerin aus zu beherzigen. Wer selbst Yoga praktiziert, weiß ohnehin um den positiven Effekt, der mit dem Dehnen und Strecken einhergeht. Für alle anderen: Fühlt sich am frühen Morgen nicht nur sehr gut an, sondern verbessert zB auch die Beweglichkeit, hilft bei Verspannungen und belebt den müden Körper. Wenn also das nächste Mal der Wecker klingelt: Vor dem Aufstehen einfach alle Viere von sich strecken und ordentlich Durchräkeln (zB anstatt mehrmals die Snooze-Taste zu betätigen 😉 ).

3. Das Hier und Jetzt als Place to be

Eine unserer beiden Katzen hasst Auto fahren. Sie wird auch nicht müde, uns das in einer Form mitzuteilen, dass man meinen könnte, das Ende der Welt stünde kurz bevor. Sobald ihr Korb jedoch wieder festen Boden berührt und ihre Pfoten den Grund betreten, ist das eben Erlebte wie ausradiert. Wie ausgewechselt tänzelt sie fröhlich durch die Gegend und genießt den Augenblick, als wäre nichts gewesen. Weil wir hingegen oft dazu neigen, in negativen Gedanken oder Gefühlen festzuhängen, lohnt es sich auch hier, dem Katzenspirit zu folgen: Einfach mal wieder mehr im Moment leben und nicht darüber nachgrübeln, was war und was sein wird.

4. Always be yourself

Schon mal versucht, eine Katze abzuschmusen, wenn sie gerade keine Lust darauf hat? Die Reaktion, die unsere – im Prinzip eigentlich sogar außerordentliche – Schmuse-Katze dabei an den Tag legt, spricht für sich. Zuerst dreht sie, noch sehr galant, das Gesicht zur Seite. Dann rückt sie Zentimeter für Zentimeter mit ihrem Kopf zurück bis sie schließlich einen völlig entnervten bis hin zu fast angeekelten Blick aufsetzt, der einem ziemlich deutlich sagt: „Jetzt nicht!“ Sie verstellt sich also nicht, sie versucht nicht zu gefallen und sie kann uns sogar deutlich abweisen – und trotzdem finden wir sie großartig. Das Tolle ist: Das gilt auch für gute Freunde. Die mögen einen nämlich auch, ohne dass man sich verstellen muss und auch da darf man ruhig mal Nein sagen.

5. Mehr Expertise im… Nichts-tun

Unsere Katzen sind nicht nur Meister im Schlafen, sondern auch darin, wach einen schlafähnlichen Zustand einzunehmen: Sie liegen dabei gefühlte Ewigkeiten herum und schauen in die Gegend. Ob sie bloß Tagträumen oder vielmehr planen, wie sie die Herrschaft über den Garten oder gar die Welt an sich reißen, lässt sich nicht eindeutig feststellen. Ich vermute aber ersteres. Und genau das würde uns auch hin und wieder gut tun, wie ein Professor aus Standford in einem Interview erklärt. Das Tagträumen versetzt das Gehirn nämlich in einen Modus, der es uns ermöglicht, Probleme aus einer anderen Perspektive zu betrachten oder Gedanken auf neue Weise miteinander zu verknüpfen. Herrlich entspannend ist es obendrein. Also: Smartphone abdrehen, Laptop zuklappen und in der nächsten halben Stunde einfach mal die Wolken am Himmel beim Vorbeiziehen beobachten!